Zeitzeichen: Stichtag 16.6.2002:

Erfolgreicher Bürgerentscheid gegen die Teilprivatisierung der Stadtwerke Münster!

Ein Erfolg für die Energiewende in Münster?

Ja, aber:

Nur wenn eine Mehrheit der Bürger weiß, was Energiewende ist, sie will, und diesen Willen auch politisch durchsetzt.

Zur Erinnerung:

Nach Tschernobyl kämpften viele Energiewendekomitees für die Re-kommunalisierung ihrer Stromnetze als Schlüssel lokaler Energiepolitik. Ein kleiner Ort im Schwarzwald - Schönau - hatte Erfolg. In Dortmund aber passierte das Gegenteil: Der regionale Großversorger VEW (heute RWE) stieg bei den Stadtwerken ein und gewann damit zugleich Einfluß auf andere Sparten ihres Geschäfts. Die Fusionswelle warf ihre Schatten voraus.

In Münster schienen Strom-, Gas-, Wasser- und Fernwärmeversorgung sowie ÖPNV bis 2001 sicher in 100% städtischem Besitz, damit schien auch demokratischer Einfluss gewährleistet. Insidern war allerdings immer schon klar: Die Stadtwerke waren gerade mal so ökologisch, wie es die Geschäftsführung wollte. Rot-Grün konnten während ihrer vorübergehenden Ratsmehrheit einige Akzente setzen, die frühere und jetzige Mehrheit (CDU u. FDP) will aber keine Energiewende, bzw. weiß nicht, was das ist. Für sie zählt der kurzfristige Erlös aus dem Verkauf, und die ordnungspolitische Vorstellung von der Überlegenheit des Privatkapitals. Bezogen auf die Geschäftspolitik folgt sie den Vorstellungen der Geschäftsführer, sprich der Energiewirtschaft.

Es ist in der heutigen Konkurrenzsituation - die die Groß-EVUs über ihren nationalen und internationalen Einfluß mit herbeigeführt haben - nicht schwierig, ein Unternehmen nicht optimal zu führen. Für diesen Fall hat man vorgebaut, die Propagandamaschine läuft bereits, man lese nur aufmerksam die WN: Alles, was wirtschaftlich schief geht, wird den Privatisierungsgegnern (die "emotional", gegen den "wirtschaftlichen Sachverstand", entschieden haben) in die Schuhe geschoben, damit wird der nächste Privatisierungsversuch, laut Ankündigung der CDU in einem Jahr, vorbereitet, bzw. der nächste Wahlkampf bestritten.

Was sind Grundprinzipien der Energiewende?

1. Negawatt statt Megawatt (Sparen beim Energieverbrauch) Sparen bei gleichem Komfort ist immer noch unsere größte Energiequelle: Man kann ein Haus mit 15 oder mit 1,5 cbm Gas/qm/Jahr gemütlich warm halten, ein Zimmer mit 10 oder mit 100 W ausreichend erleuchten. Im ersten Fall verdient ein Energieversorgungsunternehmen (EVU) am Verkauf von Gas und Strom, im zweiten ein Energiedienstleistungsunternehmen (EDU) an Beratung, Planung und Verkauf bzw Betrieb (als Contractor) von Effizienztechnologien. Das erhält und schafft übrigens jede Menge lokaler Arbeitsplätze!

2. Kraft-Wärme-Kopplung (effiziente Energiebereitstellung) Strom aus fossilen Energieträgern, aber auch aus Biomasse, erzeugt man am besten vor Ort, wo auch die Abwärme zum Heizen genutzt werden kann. Die Ausnutzung des Energieträgers kann so verdreifacht werden. Besonders wichtig ist das für die nächsten Jahrzehnte, bis alle Gebäude optimal saniert sind, und da der Kraftwerkspark der Bundesrepublik erneuerungsbedürftig ist.

3. Regenerative Energieen - die einzige Energiequelle der Zukunft Direkte Nutzung der Sonnenwärme für Heizung und Warmwasser ist Stand der Technik, Passivhäuser, die keine Zusatzheizung mehr benötigen, sind kaum noch teurer als konventionelle. Strom aus Wind und Fotovoltaik ist durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz in Deutschland erheblich nach vorn gebracht worden, gegen den Widerstand der Energieversorger. Nutzung von Biomasse in Kraft-Wärme-Kopplung ist im Kommen. Die drei ergänzen sich ideal: Wenn wenig Sonne scheint, bläst meist Wind, wenn beide ausfallen, tritt Biomasse ein. Zu Ausgleich und Verteilung sind lokale Netze unentbehrlich, betrieben am besten von Stadtwerken in Bürgerhand.

Die Führung der Stadtwerke Münster weiß das, agiert aber halbherzig und schützt dabei wirtschaftliche Gründe vor. Dafür zwei Beispiele:

Damit die Stadtwerke ihre Rolle im lokalen Netz richtig spielen braucht man genügend informierte Bürger, Gruppen und Parteien, die den Rat und den Aufsichtsrat unter Druck setzen und eine Geschäftspolitik im Sinne der Energiewende einfordern.

Wird ein anderer Eigentümer ins Boot geholt, sind dessen Geschäftsinteressen zu berücksichtigen, gibt es mehr "Geschäftsgeheimnisse", auch wenn er weit weniger als 50% besitzt. Wie diese Interessen in der Regel aussehen, liegt auf der Hand (z.B. Verkauf von Strom aus seinen AKWs statt EDL). Und selbst wenn man zunächst an ein "energiewendefreundliches" Unternehmen verkauft, über den Weiterverkauf der Anteile verliert man faktisch jede Kontrolle.

 

Wolfgang Wiemers Kleikamp 13 48153 Münster 0251 78412.0 Fax.4 2.5.03 wolfgang@wiemers1.de